Der Kölner Oberbürgermeister Fritz
Schramma will nicht, dass sich die "Crème des Eurofaschismus" in seiner
Stadt versammelt. Verhindern konnte er es aber nicht.
taz: Herr Schramma, was machen Sie am
Samstag?
Fritz Schramma: Gemeinsam mit
vielen anderen Kölnerinnen und Kölnern werde ich an diesem Tag für
unsere weltoffene Stadt und gegen Rassismus auf die Straße gehen. Ich
habe angeboten, als erster Redner auf der Kundgebung vor dem Dom zu
sprechen. Dort werde ich meinen Protest gegen den sogenannten
Anti-Islamisierungskongress deutlich machen.
Ist es nicht ungewöhnlich, dass ein
Oberbürgermeister gegen die Veranstaltung einer im Rat vertretenen
Partei oder Vereinigung demonstriert?
Mag sein, aber "pro Köln" ist ja auch
keine demokratische Partei. Ich möchte nicht, dass sich auf Einladung
dieser bräunlichen Truppe die Crème des Eurofaschismus in Köln trifft,
um hier die Ausgrenzung von Minderheiten zu propagieren und Ängste zu
schüren. 180 verschiedene Nationalitäten und rund 120.000 Menschen
muslimischen Glaubens leben in Köln. Diese Stadt steht für den
interreligiösen Dialog wie keine zweite ebenso wie für ein friedliches
und freundschaftliches Zusammenleben. Ich möchte, dass das auch in
Zukunft so bleibt.
Gab es keine Möglichkeit, den
Kongress zu verhindern?
Leider nicht. Es handelt sich um eine
Veranstaltung nach dem Demonstrationsrecht, und die Polizei hat wirklich
alle Kriterien für ein eventuelles Verbot sorgfältig geprüft. Wir müssen
sie ertragen - allerdings nicht ohne unsere Ablehnung klar und deutlich
zu machen. Wenigstens habe ich das Rathaus freihalten können. Hier
wollte "pro Köln" zum Auftakt einen Empfang geben und eine Sitzung
abhalten. Das habe ich als Hausherr verhindert.
Seit einigen Jahren sitzt "pro
Köln" bereits im Stadtrat. Wie sind Ihre Erfahrungen?
Biedermännisch, brav auftretend und
bürgerlich wirkend, zielen ihre Initiativen stets doch nur auf die
Diskriminierung von Menschen ab. Jeder Antrag ist letztendlich ein
Beweis dafür, dass sie sich eigentlich eine ganz andere Stadt wünschen -
eine, die nicht tolerant und weltoffen ist. Alle demokratischen
Fraktionen lehnen deshalb auch die Zusammenarbeit mit diesen Leuten
gänzlich ab. Aber sie scheinen gut vernetzt zu sein und auch viel Geld
zu haben, ich weiß nicht, woher. Mit primitiven Stammtischparolen
versuchen sie Menschen aufzuhetzen.
Halten Sie "pro Köln" für eine
ernste Bedrohung?
Da ist schon ein Gefahrenpotenzial. Aber
wir sollten es auch nicht überschätzen. Denn im Gegensatz zu ihren
vollmundigen Ankündigungen ist die Mobilisierungskraft von "pro Köln"
doch arg beschränkt. Auch am Samstag dürften wesentlich weniger ihrer
Anhänger auf den Heumarkt kommen als jene 1.500, die sie angekündigt
haben. Die Gegendemonstration wird jedenfalls um ein Vielfaches größer
sein.
Wie viele Teilnehmer erwarten Sie?
Die Organisatoren rechnen mit über 40.000
Gegendemonstranten. Ich halte diese Schätzung für realistisch. Die
Menschen haben verstanden, um was es geht. Dass wir aufstehen und Farbe
bekennen müssen: Köln ist bunt und nicht braun. Rechtsradikalismus hat
hier keinen Platz. Bei all unserer Toleranz: In dieser Frage sind wir
Kölner zu Recht intolerant.
z u r p e r s o n
FRITZ SCHRAMMA, 61,
ist Oberbürgermeister von Köln. Im Gegensatz zu seiner Partei
befürwortet der CDUler den Bau einer repräsentativen Moschee.