Die
grüne NRW-Landtagsfraktionssprecherin Sylvia Löhrmann
zur Rolle der Grünen.
Freuen Sie
sich schon darauf, in sieben Wochen wieder in der
Opposition zu sein? Schließlich scheint es nicht so gut
für Rot-Grün auszusehen: Ministerpräsident Wolfgang
Clement vermeidet jegliche Koalitionsaussagen zugunsten
Ihrer Partei, liebäugelt mit der FDP und hofft auf eine
absolute SPD-Mehrheit.
Sylvia Löhrmann:
Das sind Träumereien. Daran zeigt sich nur, dass wir
kein bequemer Partner sind - was wir auch nie sein
wollten. Was den Wählerinnen und Wählern bei Clements
Aussagen klar sein sollte: Wer Rot-grün will, muss Grün
wählen! Was wäre das für eine Konstellation: Herr
Clement, der sowieso immer gerne mit dem Kopf durch die
Wand will, mit Möllemann kombiniert? Wir werben dafür,
dass dem Land ein rot-gelber Wettbewerb um die größten
und absurdesten Großprojekte erspart bleibt.
Ist es für
Sie kein Problem, auf Gedeih und Verderb einer SPD
ausgeliefert zu sein, die für sich selbst alle
Koalitionsoptionen offen lässt?
Sylvia Löhrmann:
Wir müssen immer wieder entscheiden: Ist das
Gesamtprojekt so tragfähig, dass es in die richtige
Richtung geht? Der grüne Anteil an Reformprojekten muss
deutlich sein, was ja auch der Fall ist. Aber: Was wäre
die bündnispolitische Alternative zur SPD? Ein
Ministerpräsident Rüttgers? Die Politik der CDU macht
eine Zusammenarbeit unmöglich. Wer fordert, das
Asylrecht abzuschaffen; wer in der Frauenpolitik
rückwärtsgewandt ist; wer in der Drogenpolitik wie hier
in Düsseldorf zusammen mit den Republikanern verhindert,
dass Hilfsangebote für Schwerstabhängige geleistet
werden, wer derartig Auto fixiert ist - mit dem ist
nichts zu machen.
Ist das der
Grund dafür, dass sich die Grünen in der Flugaffäre
nicht an die Spitze der Aufklärung gestellt haben, wie
sie es noch zu Oppositionszeiten getan hätten?
Sylvia Löhrmann:
Wir wollen, dass alle Vorgänge aufgeklärt werden. Das
betrifft sowohl die Flugaffäre als auch die
Wahlkampfhilfe für Stolpe über das
nordrhein-westfälische Verbindungsbüro in Ostberlin.
Aber wir haben uns nicht von der CDU instrumentalisieren
lassen, die das Ganze nur hochzieht, weil sie von eigenem
Schlamassel ablenken will. Natürlich ist unser Kurs eine
Gratwanderung. Aber wir haben dafür gesorgt, dass eine
hochkarätig besetzte Kommission zügig die
SPD-Wahlkampfhilfe Ost unter die Lupe nimmt.
Wie bewerten
Sie die Verquickungen zwischen Landesregierung und
WestLB?
Sylvia Löhrmann:
Es ist offensichtlich, dass eine unsensible
Inanspruchnahme der WestLB-Flugbereitschaft durch die
früheren SPD-Landesregierungen erfolgt ist. Bei der
Zeugenaussage Clements in der vergangenen Woche ist
wieder deutlich geworden, wie schwer es der SPD fällt,
einzugestehen, dass man das besser so nicht gemacht
hätte. Das gilt auch für die Wahlkampfhilfe Ost. Wir
haben von Anfang an gesagt: Das ist eine verdeckte
Parteienfinanzierung. Clement hat das inzwischen, wenn
auch sehr verklausuliert, zugestanden. Die Konsequenz
für uns: Es muss eine klare Trennung zwischen Bank und
Landesregierung geben. Bisher haben wir Grünen ja schon
erreicht, dass öffentliche Unternehmen keine
Parteispenden mehr leisten dürfen, dass die Minister
nicht mehr in Aufsichtsräte privat-rechtlicher
Unternehmen kommen und dass die Staatsaufsicht über die
Landesbank verlagert worden ist.
z u r p e r s
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Die
43-jährige Solingerin Sylvia Löhrmann ist
Fraktionssprecherin von Bündnis90/Die Grünen im
nordrhein-westfälischen Landtag.
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